Jeden Tag gibt es in Deutschland einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners. Und dabei bleibt Gewalt von Männern gegen Frauen oft verborgen. Viele Frauen haben Angst, zur Polizei zu gehen – weil sie fürchten, dass ihnen nicht geglaubt wird. Die Dunkelziffer vermisster und schwer verletzter Frauen durch Partnerschaftsgewalt kennt niemand.
Die schrecklichen Tötungen von zwei Frauen durch ihre Ex-Partner in Stockach und Markdorf innerhalb einer Woche Anfang des Jahres offenbarten, dass Femizide auch hinter den Haustüren im Bodenseekreis vollzogen werden. In Eigeltingen wurde schon im März darauf ein weiterer Femizid wahrscheinlich. Bis heute konnte die Frauenleiche nicht geborgen werden. Dem voraus ging der Mord einer ehemaligen Bewohnerin des Frauenhaus Singen: Sie wird Ende Oktober 2022, nach der Flucht vor dem Ex-Partner an die Nordsee, von ihm am neuen Ort aufgefunden und auf offener Straße und vor den Augen des Sohnes erschossen.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion Stoppt Femizide soll beleuchtet werden, welche strukturellen Gründe diese schrecklichen Gewalttaten begünstigen und was unserer Gesellschaft zugrunde liegt, das den Schutz der Frauen verhindert. Welche Rolle spielt hierbei unser Gesellschafts- und Rechtssystem?
Stoppt Femizide findet in Kooperation mit der Chancengleichheitsstelle der Stadt Konstanz statt. Geladen sind die feministische Anwältin Laura Leogrande aus Berlin. Sie gibt zu Beginn der Podiumsdiskussion einen Input zur strafrechtlichen Einordnung des Femizids und nimmt später selbst am Podium teil. Stadträtin Christine Finke spricht als Vertreterin der Politik. Die Leiterin der Chancengleichheitsstelle Konstanz Julika Funk fordert die Umsetzung der Istanbul Konvention und appelliert an die Verantwortung von Politik und Gesellschaft angesichts der Thematik. Polizeipräsident Uwe Stürmer berichtet aus der Polizeipraxis wie auch Forschung zur Prävention von häuslicher Gewalt und den so dringend benötigten Präventionsansätzen wie der Täterarbeit. Für das Frauenhaus Konstanz nimmt Christine Barth als Stimme aus der Praxis am Panel teil. Eva Marie Stegmann (Südkurier Konstanz), welche in den vergangenen Jahren in Bezug auf häusliche Gewalt intensiv recherchierte Berichterstattung im Landkreis geleistet hat, moderiert die Veranstaltung.