Bereits seit 2012 bietet Perkos betroffenen Jugendlichen Unterstützung. Die Konzeption hat sich dabei stets an die Teilnehmenden angepasst. Nun wurde Zwischenbilanz gezogen bei einem Gespräch mit Susanne German-Röhm vom SÜDKURIER am 21.10.2021.
Durch Corona ist die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze im letzten und in diesem Jahr gesunken. Bundesweit wurden 9,3 % weniger duale Ausbildungsverträge in 2020 abgeschlossen als 2019. Das ist ein besonderes Problem für junge Menschen mit sogenannten „multiplen Vermittlungshemmnissen“.
Dieser Problematik widmet sich das Projekt der Arbeiterwohlfahrt Perkos. Perkos steht für „Persönliche Kompetenzen stärken“ und der Name ist Programm: Hier stehen die Jugendlichen mit ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten im Vordergrund, nicht die schnelle Arbeitsvermittlung.
Im nächsten Jahr sollen jene in den Fokus rücken, die von der Pandemie besonders stark betroffen sind. Darunter fallen insbesondere Jugendliche, deren familiäres Umfeld wenig Stabilität bietet. „Das wichtigste ist, den Jugendlichen Struktur zu vermitteln“. Das beginnt beim täglichen Erscheinen in den Räumlichkeiten in der Scheffelstraße und endet im Idealfall in langfristiger Selbstständigkeit. Inhaltlich reicht das Angebot von Fachunterricht bis hin zu psychosozialer Unterstützung. Sophie Wolfersdorff (Seminarleitung, Dipl. Psychologin), Farah Zeiner (Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin) und Andreas Syré (Arbeitserzieher) helfen, wo sie können. „Es kommt nicht nur auf das an, was wir vermitteln, wichtiger ist das Wie. Mit unseren Unterrichtsmethoden lernen die Teilnehmenden wichtige soziale Kompetenzen, wie zum Beispiel konstruktiv mit anderen zu diskutieren.“ Dabei ist die Toleranz aller Beteiligten gefragt. „Wir haben hier alle möglichen Bevölkerungskreise vertreten. Aber alle halten sich an die gleichen Regeln und respektieren einander.“
Respekt und Akzeptanz nicht nur füreinander, sondern auch für den eigenen Weg ist bei Perkos besonders wichtig. Die Teilnehmenden befinden sich auf unterschiedlichen Bildungsniveaus, viele haben keinen Schulabschluss und häufig noch mit anderen Dingen zu kämpfen z.B. Obdachlosigkeit, Suchtprobleme, Überschuldung. Deshalb geht es bei einigen zunächst darum, diese Themen anzugehen.
Für das nächste Jahr hat sich Perkos einige Erweiterungen vorgenommen. So sollen die Themen Digitalisierung, Ökologie und Klimawandel im Unterricht und in Workshops mehr Berücksichtigung finden. Wie gehe ich mit Word und Excel um? Wie viel Strom verbrauche ich täglich? Was ist virtuelles Wasser? Woher kommt mein Schnitzel?
In einem Unterrichtsblock Sozialkunde soll auch die Europäische Menschenrechtskonvention und ihre Charta der Grundrechte thematisiert werden. Und auch in die Zusammenarbeit mit den Eltern möchten die Mitarbeiter von Perkos künftig intensivieren. „Die Jugendlichen wachsen uns mit der Zeit sehr ans Herz, umso schöner ist es dann, wenn sie uns nicht mehr brauchen“.
Wir freuen uns, dass der ESF-Arbeitskreis in seiner Sitzung vom 26.10.2021 das Projekt auch für 2022 bewilligt hat.
Foto: Susanne Germann-Röhm (SÜDKURIER)